Die braunste Ecke der Pseudomedizin
Unter den «alternativmedizinischen» Ideologien steht die «Germanische Neue Medizin» in der rechten Ecke. Immer mehr Menschen folgen der von Antisemitismus geprägten Irrlehre. Sie forderte zahlreiche Todesopfer. In einem Gasthof im Allgäu trafen sich 80 Menschen für ein zweitägiges Seminar. Unsere Reporterin war dabei.
Karsee liegt im äussersten Süden Deutschlands, nur 30 Kilometer vor der Schweizer Grenze.
Im Zentrum der 700-Seelen-Gemeinde im Allgäu steht der «Adler» – nur scheinbar ein gewöhnlicher Landgasthof mit Gästezimmern.
Im Wirtshaus hat ein Verein seinen Sitz. Er trägt den Namen «Tafelrunde» und hat sich offiziell der «Förderung der Gesunderhaltung von Mensch und Natur» verschrieben. Die Pächter des «Adlers» stehen ihm vor. Die Webseite wirkt harmlos: ein paar Werbefotos, ein bisschen Kitsch. Doch die «Tafelrunde» bringt rechte «Reichsbürger:innen», staatsfeindliche Gruppen und Anhänger:innen der esoterisch-rassistischen Anastasia-Bewegung zusammen. Gäste kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ins Karseer Wirtshaus.
Fast wöchentlich finden dort Veranstaltungen statt: Rohkostabende, Druschba-Fahrten, die die Freundschaft zu Russland zelebrieren, sowie Treffen der Querdenkenpartei «die Basis». Auch eine Heilpraktikerin aus dem Umfeld der mutmasslichen rechtsterroristischen «Patriotischen Union» referierte hier bereits.
Durch Corona raus aus der Nische
Das geht aus den Telegram-Kanälen des Vereins hervor. An diesem Wochenende Anfang des Jahres ist der Parkplatz vor dem «Adler» voll: SUVs, ein Wohnmobil, eine Schrottkarre stehen vor dem Wirtshaus. Die Angereisten wollen im «Adler» ein Seminar hören, das es in sich hat. Zwei Tage lang geht es hier um die «Germanische Neue Medizin» und «Individuelle und kollektive Traumata» – eine pseudowissenschaftliche Lehre, gespickt mit antisemitischen Elementen. Und teils tödlichen Folgen, weil Erkrankte oder die Eltern erkrankter Kinder auf die «Germanische Neue Medizin» setzten, statt auf eine professionelle Behandlung – wie etwa der NDR und das Schweizer Fernsehen berichteten.
Die «Germanische Neue Medizin» fristete lange ein Nischendasein. Ein paar Reichsbürger:innen experimentierten mit ihr – unter anderem aus Kreisen des kürzlich verbotenen «Königreich Deutschland» –, ebenso wie Anhänger:innen der Anastasia-Bewegung. Deren Anhänger:innen pflegen einen naturnahen Lebensstil mit völkischen Siedlungsprojekten. Ihre Lehrbücher sind gespickt mit rassistischen und antisemitischen Narrativen. Der Verfassungsschutz hat die Anastasia-Bewegung im Juni 2023 als rechtsextremen Verdachtsfall eingestuft.
Mit der Corona-Pandemie stieg das Interesse an der «Germanischen Neuen Medizin» – und damit die Gefahr, die von ihr ausgeht. Auf dem Messengerportal Telegram folgen Zehntausende Accounts den Kanälen, die diese Ideologie verbreiten.
Was hier geschieht, soll geheim bleiben
Drinnen im Gasthof «Adler» erinnert vieles an die 70er-Jahre: Karo-Gardinen, Holzvertäfelung. Doch es riecht nicht mehr nach Bier und Zigarettenqualm, sondern nach veganem Linseneintopf und Kräutertee. In Vitrinen liegen Esoterik-Ratgeber aus, Tarotkarten und Flyer – für Anti-Windkraft-Kampagnen und Versammlungen auf Höfen der völkischen Anastasia-Bewegung. Auf den Tischen des Seminarraums sind Rosenquarze spiralförmig auf Samttüchern drapiert, «zur Raumenergetisierung», erzählt Bianca* aus dem Organisationsteam gleich bei der Anmeldung.
220 Euro kostet die Teilnahme an diesem Seminar, das auf einschlägigen Telegram-Kanälen angekündigt wurde – inklusive «energetisiertem» Wasser, aber ohne Verpflegung und Unterkunft. Im Gasthof stellt einer der Hauptreferenten gleich zu Beginn klar: keine Ton- oder Videoaufnahmen, keine Fotos. Was hier geschieht, soll auf keinen Fall an die Öffentlichkeit. Doch die FLIMMER.MEDIA-Reporterin ist dabei im Gasthof «Adler». Die Recherche veröffentlichen wir in Kooperation mit der deutschen Wochenzeitung taz.
Viele derer, die hier zusammengekommen sind, kennen sich. Sie umarmen sich zur Begrüssung, schwatzen, lachen. Es sind junge Frauen in Röcken dabei und ältere Männer in Leinenhemden und Wollpullovern. Sie kommen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich – sind teils lange Strecken gefahren, um hier zu sein. Manche berichten in der Pause von ihren Besuchen bei anderen Szene-Veranstaltungen, etwa der «Anti-Zensur-Konferenz» in der Schweiz. Die «Organische Christus Generation», kurz OCG, um den Schweizer Ivo Sassek, veranstaltet jährlich die «AZK».
Neben Verschwörungsideolog:innen kommen hier auch immer wieder Holocaustleugner:innen zu Wort. Etwa Bernhard Schaub, Gründer der rechtsterroristischen «Europäischen Aktion», oder die Nationalsozialistin Sylvia Stolz, die mehrfach wegen Volksverhetzung Haftstrafen absass und sich mit dem Hitlergruss aus dem Gerichtssaal verabschiedete. Ihr Auftritt bei der AZK führte 2015 zu einem Verfahren wegen Volksverhetzung. Das Landesgericht München verurteilte Stolz zu 18 Monaten Haft ohne Bewährung. Auch Harald Baumann, der an diesem Wochenende Ehrengast im «Adler» ist, trat bereits in der AZK auf.
Eine ältere Frau erzählt, sie sei seit Corona in keinem Restaurant mehr gewesen – weil die Gastronomie in der Pandemie Impfzertifikate verlangte, wolle sie die Branche nicht mehr unterstützen. Für sie scheint es ein Stück Befreiung, hier zu sein. Im Gasthof «Adler» sucht sie vor allem Kontakt zu Gleichgesinnten.
Ein Elternpaar berichtet im Gespräch am Tisch von der schwer magersüchtigen Tochter. Die beiden seien bei zahlreichen Therapeut:innen gewesen, auch in Kliniken, hätten aber nicht die erhoffte Hilfe bekommen. Sie fänden keinen richtigen Zugang mehr zu ihrer Tochter. Sie sei nur noch in ihrem Zimmer, esse seit Wochen nichts mehr, es gehe ihr zunehmend schlechter. Man merkt dem Paar die Verzweiflung an – es setzt scheinbar all seine Hoffnung auf dieses Wochenende.
Eine Frau, Ende vierzig, Seidenschal und Batikhose, sagt bei einer Zigarettenpause: «Wir müssen das selber in die Hand nehmen, auf das System ist seit der Pandemie kein Verlass.» Die Frau bläst den Rauch aus und schwärmt von ihrer Tochter, einer Hebamme, die sie sonst zu diesen Seminaren begleitet.
In einer interaktiven Karte, die sich auf einer der Szene-Webseiten findet, sind Heilpraktiker:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verzeichnet.
In den Gasthaus-Vorträgen erfährt man, was Gegenstand der «Germanischen Neuen Medizin» ist. Ihr zufolge werden Menschen erst durch Medikamente krank. Statt diese einzunehmen, könne man sich selbst heilen. Manchen, die aufgrund schlimmer Diagnosen in einer Krise sind, erscheinen solche Aussagen wie ein Ausweg, eine Erlösung.
In Karsee ist Stefan Lanka einer der Hauptreferenten. Lanka ist in der pseudomedizinischen Szene eine kleine Berühmtheit. Der promovierte Biologe vom Bodensee leugnet, dass es Viren gibt, die Krankheiten verursachen. Aids beispielsweise hält er für eine Erfindung der Pharmaindustrie. «Hamer hat uns vor dem Bösen gerettet», sagt er – und meint damit Ryke Geerd Hamer, den 2017 verstorbenen Begründer der «Germanischen Neuen Medizin».
Konflikte als Problem und Lösung
In Hamers Lehre sind es angebliche innere «Konflikte» und «Schockerlebnisse», die eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Heilung von Krankheiten spielen. Unterschiedliche Erkrankungen gingen demnach auf unterschiedliche Arten von Konflikten zurück. Durch die Auflösung der Konflikte würde sich der Körper selbst heilen. Medizinische Operationen duldete Hamer, Medikamente aber seien gefährlich – selbst bei schweren Krankheiten wie Krebs. Hamer warnte vor Chemotherapien.
Auch die Idee, dass durch Injektionen Chips implantiert würden, tauchte schon bei Hamer auf – eine Verschwörungserzählung, die sich während der Corona-Pandemie in vielen Köpfen festsetzte.
Die gefährliche Ablehnung medizinischer Behandlung paart sich in Hamers Lehre mit rechtsextremen Verschwörungselementen. Die «Germanische Neue Medizin» knüpft an den Antisemitismus der Nazis an, die bereits gegen die «jüdische Schulmedizin» zu Felde zogen und stattdessen «Heilpraktiker» förderten. Hamer glaubte, jüdische Menschen würden mit evidenzbasierter Medizin die nicht-jüdischen Menschen ausrotten und kontrollieren wollen. Die Chemotherapie zum Beispiel sei «eine Waffe der jüdischen Menschen».
Flucht vor den Behörden
Auch Stefan Lanka erklärt in seinem Vortrag im Allgäu: Die evidenzbasierte Medizin sei eine «Sklavenmedizin». Freie Menschen heilten mit dem Geist. Masern bei Kindern gebe es nur, weil sie in die Kita müssten – ein «Bindungstrauma». Ihm zufolge könnten zudem nur Zweitgeborene eine Bluterkrankung haben – diese schreibt Lanka einem «Revierkonflikt» zu, da Zweitgeborene «nicht mehr König werden können».
Im Gasthof «Adler» geht es betont freundlich zu – die Feind:innen lauern draussen: die evidenzbasierte Medizin, Linke und Progressive, Queers, Migrant:innen, jüdische Menschen – und nicht zuletzt der Staat.
Auch der Vortrag von Michael Loidl ist gespickt mit Antifeminismus und erschreckender Homofeindlichkeit. Der Österreicher ist ehemaliger Weltmeister im Karate und neben Lanka einer der Referenten im «Adler». Er war ein direkter Schüler von Hamer und besuchte ihn regelmässig in Spanien. Dorthin zog dieser auf der Flucht vor den österreichischen Behörden. Hamer sah sich nach Verlust seiner ärztlichen Approbation 1986 mehreren Strafverfahren ausgesetzt und wurde unter anderem 2004 in Frankreich zu drei Jahren Gefängnis wegen Betrugs und «illegaler Ausübung der Medizin» verurteilt, wie der Standard berichtete. Geklagt hatten mehrere Angehörige verstorbener Patient:innen, die Hamers Methode anwandten und ihre Krebsbehandlungen abbrachen.
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Referent Michael Loidl zeigt im Gasthof «Adler» Fotos von sich und Ryke Geerd Hamer unter der spanischen Sonne. Der Staat sei es, der die Menschen traumatisiere, um sie gefügig zu machen, erklärt Loidl. Er spricht von einem kollektiven Stockholm-Syndrom, unter dem unsere Gesellschaft leide. Verantwortlich für diese «Kollektivtraumatisierung» sei – so seine These – der Staat. «Die Grünen stehen ja auf Nachhaltigkeit, deswegen wollen sie Frühsexualisierung», sagt er, und nutzt damit einen gängigen rechten Kampfbegriff.
Im Publikum zieht das. Loidl erklärt: Durch Berührungen im Intimbereich bei Kindern komme es zu einem «Revierkonflikt» oder «Sexualkonflikt». In seiner Ausführung, wie das Hirn durch Traumata angeblich umgebaut werde, flechtet er einen Zopf aus medizinischen Fachbegriffen, die im Publikum kaum jemand zu verstehen scheint – die aber wohl seriös wirken sollen. Bei Frauen werde demnach beispielsweise die «Gebärmutter-Herz-Verbindung», die angeblich für einen vaginalen Orgasmus und «tiefe Liebesfähigkeit» nötig sei, «von den Grünen kaputtgemacht». Die weibliche Seite werde blockiert – Frauen würden dadurch männlich. «Männer werden zu Softies, auch sexuell», erklärt Loidl weiter. Bei diesen Männern sei «das Rektum weit offen», fügt er hinzu.
Loidl entwirft hier ein Weltbild, das Ähnlichkeiten mit der antisemitischen QAnon-Verschwörungserzählung aufweist: eine gezielte Dezimierung der Menschheit durch Unfruchtbarkeit und Kastration. Abhilfe könne, so wird hier geglaubt, die «Germanische Neue Medizin» schaffen – indem man die «Konflikte» behandelt und sich vor dem Staat schützt. «Alle Homosexuellen haben einen Sexualkonflikt», sagt Loidl später noch.
GNM-Ausbildungen in der Schweiz
Ursachen für Traumata, das erfährt man im weiteren Verlauf des Seminars, seien nicht nur die Grünen. «Das Robert-Koch-Institut verängstigt Leute, um den Ukrainekrieg durchführen zu können», behauptet Stefan Lanka. «Unsere Medizin ist Teil einer psychologischen Kriegsführung, um Städte zu erobern.» Das sei – ebenso wie die «Schulmedizin» – Teil eines militärischen Angriffs.
Immer wieder fallen während der beiden Seminartage Aussagen, hinter denen sich antisemitische Narrative verbergen. Eine der Geschichten, die Michael Loidl erzählt, handelt von einem «offensichtlichen» Juden, der ein Seminar besucht habe. «Bei Juden muss man immer ein bisschen aufpassen – wegen Spionage», sagt Loidl.
Besonders viel Zuspruch für Loidls Thesen kommt von einem Paar aus der ersten Reihe: dem Schweizer Harald Baumann und seiner Partnerin Arlette Büchel. Baumann betreibt in der Schweiz ein Schulungszentrum für die «Germanische Neue Medizin». Gemeinsam mit einer weiteren Hamer-Anhängerin veröffentlichte er eine sechsteilige Kinderbuchreihe, mit der Kindern und Eltern die Hamersche Lehre nähergebracht werden soll. In Band 1 geht es um «Lisa und die roten Flecken», in Band 3 um «Lisa und der Mumms». Band 6 trägt den Titel: «Mama Knautsch hat einen Brustknoten».
Keine Chemo für das Kleinkind
Wie gefährlich diese Pseudomedizin sein kann, zeigt der Fall der Co-Autorin der Bücher: Ihr eigener Sohn, der Schweizer Enrico*, starb 1996 im Alter von fünf Jahren an einer Krebserkrankung. Die Eltern waren damals nach eigenen Angaben bereits Anhänger der «Germanischen Neuen Medizin» und berichteten in zahlreichen Blogeinträgen über den Fall ihres Sohnes. In einem Beitrag, veröffentlicht rund drei Jahre nach seinem Tod, heisst es: «Die Ärzte haben uns den Vorwurf gemacht, dass wir Schuld seien am Tod von Enrico*, da wir ihn der schulmedizinischen Chemotherapie entzogen haben.»
Bis heute ist ein Bericht der Eltern von Enrico* auf der Homepage des Schulungszentrums von Harald Baumann nachzulesen – inklusive Vorwürfen gegenüber der «dogmatischen Schulmedizin», der Enrico* angeblich zum Opfer gefallen sei. «Wahnsinn, die Hetzjagd, die damals stattgefunden hat», kommentiert Baumann in einer Pause.
Auch Baumanns Partnerin Arlette Büchel ist Anhängerin der «Germanischen Neuen Medizin». Die Heilpraktikerin betreibt eine Praxis in der Schweiz. Am Rande des Seminars erzählt sie, wie sie damals Hamers Auto nach Spanien gefahren habe – um ihn so auf der Flucht vor den österreichischen Behörden zu unterstützen.
Das Schweizer Gesetz macht es ihnen leicht
Der Fall, wegen dem Hamer in den 1990er-Jahren die Flucht nach Spanien antrat, betraf ein sechsjähriges Mädchen aus Österreich. Es litt an einem Tumor im Bauchraum – derselben Erkrankung wie Enrico*. Die Genesungschancen wären bei medizinischer Behandlung sehr gut gewesen. Doch die Eltern liessen sich von Hamer beraten. Ihnen wurde schliesslich das Sorgerecht entzogen. Das Kind wurde von Ärzt:innen behandelt und konnte geheilt werden, wie die österreichische Presse berichtete.
2009 starb ein vierjähriges Mädchen aus der Lüneburger Heide an multiplem Organversagen. Die Eltern hatten ihre Tochter, die an Diabetes litt, nicht ausreichend medizinisch versorgt. Sie hatten zuvor Rat in der «Germanischen Neuen Medizin» gesucht – die Mutter soll direkten Kontakt zu Hamer aufgenommen haben. 2015 wurden die Eltern wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, berichtete der NDR.
Nach dem Tod einer 17-jährigen Italienerin forderte der Schweizer Onkologe und ehemalige Nationalrat Franco Cavalli 2017 einen Strafgesetzbuch-Artikel gegen Scharlatan:innen. Die Eltern des Mädchens waren überzeugte Anhänger:innen von Hamers Lehre.
Cavalli sagte: «Man muss nicht Arzt sein, um Hamers Theorien als absurd und totale Spinnerei entlarven zu können.» Ein solcher Gesetzesartikel wurde bis heute jedoch nicht eingeführt.
Bund hat Aufsicht über den Beruf ausgelagert
In der Schweiz wird die GNM neben medizinischen Selbstversorger:innen von mehreren Naturheilpraktiker:innen angewendet. Auf einer online einsehbaren Liste werden Therapeut:innen empfohlen. Die GNM teilweise offen anbieten, manche auch unter Tarnbegriffen wie «5bN» oder «Neue Medizin».
Naturheilpraktiker:in ist in der Schweiz ein eidgenössisch anerkannter Beruf, die Ausbildung wird finanziell vom Bund unterstützt. Wie kann es also sein, dass Naturheilpraktiker:innen in der Schweiz offen dazu stehen, dass sie eine gefährliche Pseudomedizin betreiben?
Die Antwort liegt offenbar in der Aufsicht über den Beruf. Die Ausbildung für Naturheilpraktiker:innen wurde ausgelagert, teilt das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung mit. Verantwortlich ist die Qualitätssicherungskomission Alternativmedizin, die ausschliesslich aus Heilpraktiker:innen besteht. Sie ist auch für die Ausbildung und Weiterbildungsanerkennung verantwortlich.
Niemand im zuständigen Gremium kann Qualifikationen in wissenschaftlichen, juristischen, ärztlichen oder pädagogischen Bereichen vorweisen.«Die Verantwortung für die konkrete Berufsausübung von Naturheilpraktiker:innen mit eidgenössischem Diplom liegt einerseits in der Eigenverantwortung», schreibt der Bund, «andererseits bei den kantonalen Aufsichtsbehörden».
Vor der Pandemie waren rund 140 Todesopfer durch die GNM dokumentiert, wobei mit einer weitaus höheren Dunkelziffer gerechnet wird. Durch den Aufschwung der GNM seit der Pandemie liegt die Befürchtung nahe, könnten auch die Todeszahlen steigen.
Hier im Gasthof «Adler» geht das Seminar dem Ende zu – herzlich wird sich verabschiedet, Kontakte geteilt und Seminartipps ausgetauscht, man sieht sich. Für sie hat Hamer die Welt wohl vor dem Bösen gerettet, die Welt in Ordnung gebracht – in eine Ordnung, die lebensgefährlich sein kann.
*Bis auf öffentlich bereits bekannte Personen wurden alle Namen in diesem Text anonymisiert.
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Verwendete Quellen
Derstandard.at: Haftstrafe für "Krebs-Heilpraktiker" Geerd Hamer
Ndr.de: Das wirre Weltbild der Germanischen Neuen Medizin | ndr.de
Srf.ch: Tödliche Krebsberatung - Franco Cavalli fordert Strafartikel gegen Scharlatane
Diepresse.com: Opfer und Medienstar: Der Fall Olivia Pilhar – DiePresse.com
heisst mit bürgerlichem Namen Anna Bursian. Sie ist Gründerin von FLIMMER.MEDIA. Lotta hat sich auch durch jahrelange investigative Recherchen eine umfassende Expertise zu demokratiefeindlichen Bewegungen und Strukturen aufgebaut. Vor FLIMMER.MEDIA publizierte sie in verschiedenen Medien in der Schweiz und Deutschland.