Deutschlands bekannteste Islamisten werben für Schweizer Firma
Prominente Salafisten bewerben eine Cola-Alternative für eine Schweizer Firma, die auch vom Islamischen Zentralrat eine Plattform bekommt.
Kein Coca Cola, kein Pepsi. Wer Israel-Boykott-Aufrufen wie von «BDS» – in einigen Ländern als antisemitisch eingestuft – folgt, greift zu Alternativen. Zum Beispiel zu «Palestine Cola». Im Frühjahr 2024 gründete in Schweden eine Familie mit palästinensischen Wurzeln das Unternehmen «Palestine Drinks». Alle Gewinne würden in die eigene Stiftung fliessen, mit der humanitäre Hilfe oder die Stärkung der palästinensischen Gemeinschaft unterstützt werde.
«Palestine Cola» wird zum Erfolg. Rund ein Jahr nach der Gründung wird das Produkt in vielen europäischen Ländern vertrieben, seit kurzem auch in den USA. In der Schweiz, genauer in Arbon TG, gibt es seit Herbst 2024 ein Unternehmen, das die Produkte hier verkauft. Neben verschiedenen Getränken von «Palestine Drinks» findet sich im Onlineshop auch Palästina-Merch. Der abgebildete Umriss von Palästina umfasst die palästinensischen Autonomiegebiete und Israel.
Gemäss eigenen Angaben spendet das Import-Unternehmen zehn Rappen pro Dose und zehn Prozent der Gewinne an «Swiss Barakah». «Swiss Barakah» ist ein muslimisches Hilfswerk, das wegen Verbindungen zum Islamismus (Muslimbruderschaft und Hisbollah) in der Kritik stand. Das Geschäft scheint zu laufen, regelmässig zeigt sich der Inhaber, wie er Spenden im vierstelligen Bereich an «Swiss Barakah» übergibt.
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«Palestine Drinks» setzte von Beginn an auf Influencer:innenmarketing. Das gilt auch für den Schweizer Vertriebspartner. Beispielsweise die Basler DJ Leila Moon warb dafür. Leila Moon wurde zur Schweizer Kultur-Märtyrerin für Palästina, nachdem ihr ein kantonaler Förderpreis aberkannt wurde, weil sie israelische Künstler:innen diskriminierte.
Recherchen von FLIMMER.MEDIA zeigen: Der Instagram-Account «palestine_drinks_schweiz» beschränkt sich nicht auf «BDS»-Sympathisant:innen als Kund:innen oder Aushängeschilder. Er ist eingebettet in ein radikales Netzwerk des politischen Salafismus im deutschsprachigen Raum. Pierre Vogel, einer der einflussreichsten salafistischen Prediger des deutschsprachigen Raums, wirbt für «Palestine Cola». «Palestine Drinks Switzerland» veröffentlichte das Video. Die Möglichkeit zur Stellungnahme postete der Inhaber auf Instagram, die Anfrage von FLIMMER.MEDIA beantwortete er jedoch nicht.
Der Salafist Abdul Alim Hamza macht aktiv Werbung auf Instagram für «Palestine Drinks Schweiz». 51 Seiten umfasste der Bericht des Bonner Staatsschutzes über ihn. Darin festgehalten: Ein Telefonat mit seiner Schwiegermutter, bei dem er gedroht habe, seine Tochter umzubringen. Die Stadt Bonn hatte ihm vorgeworfen, Hasspropaganda im Internet zu verbreiten. Er sei eine Gefahr wegen seiner Tätigkeit als Prediger. Deswegen sollte er aus Deutschland abgeschoben werden, wehrte sich dagegen jedoch erfolgreich juristisch. Im Oktober 2024 wurde er aus der Abschiebehaft entlassen.
Auch Abul Baraa ist eine vom deutschen Verfassungsschutz beobachtete Szenegrösse, die Fan von «Palestine Drinks Schweiz» ist. Der salafistische Hassprediger konstruiert in seinen Predigten eine Verschwörung der westlichen Welt gegen den Islam. Muslim:innen sind für ihn grundsätzlich Opfer. In diese Erzählung webt er beispielsweise die Durchsuchung seiner Moschee 2018 wegen des Verdachts auf Terrorfinanzierung und eine Anklage wegen Corona-Soforthilfe-Betrug ein.
Abul Baraa spricht mit seinen Inhalten auf Social Media ein Millionenpublikum an – insbesondere auch junge Menschen. Der 19-Jährige, der 2024 einen islamistischen Anschlag auf ein Taylor Swift Konzert in Wien geplant haben soll, sei auch durch Baraas Inhalte radikalisiert worden. Baraa selbst sagt, das sei eine Kampagne der Medien und Behörden gegen ihn.
«Palestine Drinks Schweiz» taucht auch im Zusammenhang mit dem Islamischen Zentralrat Schweiz auf, «unsere Gäste haben die Produkte geliebt», heisst es auf Instagram nach einem Anlass. Die Organisation reagierte nicht auf eine Anfrage von FLIMMER.MEDIA.
Unsere Quellen:
Woz.ch: Radikalisierung von Jugendlichen: Es passiert nicht nur im Netz
Bpb.de: Antisemitismus in der BDS-Kampagne
Bazonline.ch: Der Fall Leila Moon: Anatomie eines Eklats
Nzz.ch: Fragwürdige Kontakte: Was steckt hinter dem Gaza-Hilfswerk Swiss Barakah?
Wdr.de: Bonner Salafist aus Abschiebegefängnis entlassen
Bpb.de: Salafismus – was ist das überhaupt? | Infodienst Radikalisierungsprävention
Queer.de: Hass-Prediger verspottet in Hamburg Homosexuelle
Faz.net: Berlin Razzia in Moschee wegen Verdachts der Terrorfinanzierung
Spiegel.de: Berlin: Islamisten sollen Corona-Soforthilfen erschlichen haben
Antworten-auf-Salafismus.de: Das Salafismus-Lexikon
Zdf.de: Islamisten auf TikTok: Wie sie junge Muslime radikalisieren
Derstandard.at: Das düstere Geständnis des mutmaßlichen Anschlagsplaners Beran A.
Derstandard.at: Wie die Radikalisierung zum Islamisten auf Tiktok funktioniert
Verfassungsschutz-bw.de Serie „Salafistische Netzwerke im Wandel“ | Teil 10: Ahmad ABUL BARAA
heisst mit bürgerlichem Namen Anna Bursian. Sie ist Gründerin von FLIMMER.MEDIA. Lotta hat sich auch durch jahrelange investigative Recherchen eine umfassende Expertise zu demokratiefeindlichen Bewegungen und Strukturen aufgebaut. Vor FLIMMER.MEDIA publizierte sie in verschiedenen Medien in der Schweiz und Deutschland.
ist Gründerin von FLIMMER.MEDIA. Die diplomierte Journalistin (MAZ – Institut für Journalismus und Kommunikation, Luzern) beschäftigt sich seit Jahren mit extremistischen Tendenzen und Milieus. Sie wurde 2022 als eine der besten 30 Schweizer Journalist:innen unter 30 ausgezeichnet. Im selben Jahr stand sie auf der Shortlist für die Auszeichnung «Newcomerin des Jahres». 2023 erreichte sie die Shortlist-Nomination als «Gesellschaftsjournalistin des Jahres». Vor FLIMMER.MEDIA arbeitete sie bei verschiedenen Publikationen in Basel.